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Eine Stadt mit Skyline prägt das Stadtbild tags, wie nachts. Doch mal ehrlich, wenn die Lichter der Büros in den Hochhäusern ausgehen, dann sieht man nur wenig von der imposanten Architektur. In Frankfurt soll sich das nun ändern, beschreibt Ira Mazzoni sehr spannend in Luminoses Frankfurt. Das Stadtplanungsamt hat als erste deutsche Großstadt einen "Masterplan Licht" erdacht:
"Materialien, Formen und Eigenfarben der Bauwerke gilt es mit Licht zur Geltung zu bringen. Bisher werden die Konturen der Agglomeration im Lichtnebel verwischt. Ein einzigartiger Architekturraum löst sich nachts in ein indifferentes schwarz-weißes Raster auf. In Zukunft soll der gesamte Stadtraum mit Licht modelliert werden. Und zwar mit möglichst geringen Mitteln und feinfühligen Eingriffen. Geradezu revolutionär ist die im Masterplan formulierte Leitlinie: „Dunkelheit ist Qualität“! Die Frankfurter Stadtplaner haben das urbanistische Konzept der Partnerstadt Lyon, die sich inzwischen als europäische „Stadt des Lichts“ einen Namen gemacht hat, genau studiert und wissen, was sie nicht wollen: Touristische Lichtinszenierungen in Polycolor. Allerdings haben sie in Lyon auch gelernt, dass Licht soziale Prozesse steuert. So hat die Kriminalität in der Altstadt von Lyon rapide abgenommen, seitdem Brücken, Straßen und Plätze nächtliche Lebensbühnen geworden sind."

Ich frage mich, warum viele (recht teure) Kunstmagazine ein Onlineangebot haben und sei es nur mit ein paar Artikeln, die freigeschaltet sind, es aber der Kunstzeitung, die ja kostenlos in allen Kulturinstitutionen rumliegt, nicht gelingen sollte wenigstens eine PDF-Version ins Netz zu stellen. Sind die Preise für die Werbebeilagen so hoch, dass es ein Problem bei einer Online-Ausgabe gäbe, weil das Faltblättchen von dem Kunstgroßhandel und der Kunstzeitschrift fehlen würde?
Abgesehen davon, dass der Herausgeber seine Zeitung als Plattform zur Selbstinszenierung nutzt, wie man wieder mal der August-Ausgabe entnehmen durfte. Fast 3/4 der Zeitungsseite ist einem Fragenkatalog von Karlheinz Schmid gewidmet. Hier stellt er *brandneue* Fragen zur Kunstwelt:
"1. Macht es in einer Zeit, in der sämtliche Begriffe entwickelt und teils überstrapaziert erscheinen, überhaupt Sinn, Kunst zu produzieren und zu vermitteln?" Sollen die Künstler jetzt aufhören? Schluß-Aus-Vorbei? Unnütze Frage, ebenso (un-)sinnig wie die schnarchige "was ist Kunst"-Debatte... Aber keine Sorge, man bleibt vor nichts verschont: "20. Was ist Kunst, heute, im August 2004?" Kunst ist die Grundlage Ihres Einkommens. Sie brauchen Kunst, um Ihre Zeitung mit Inhalten zu füllen und wenn Ihnen das auch noch online gelänge, dann hätten Sie wirklich etwas sinnvolles geleistet und müssten sich (und uns) vielleicht nicht mehr mit Ihrem Fragenkatalog quälen.
kunstzeitung august
Inhalte der August-Ausgabe:
Kulturpolitik: Interview mit Gerhart R. Baum (Seite 3) +++ Neue Direktoren: Bernd Lindemann in Berlin und Ana Martinez de Aquilar in Madrid (Seite 5) +++ Kunstmarkt-Recherche in New York: Der Fall Keith Haring (Seite 7) +++ Thema Landschaftsmalerei (Seite 8) +++ Serie Erinnerungen: Eduard Beaucamp über Joseph Beuys (Seite 12) +++ Wie geht's weiter? Karlheinz Schmid stellt 20 Fragen (Seite 13) +++ Kunstfest Weimar - der neue Anlauf (Seite 15) +++ Bilanz nach 34 Akademie-Jahren: Franz Erhard Walther im Interview (Seite 18) +++

Kürzlich fragte ein Künstler: "Wenn ich mir nun den Namen ›Bill Gates‹ schützen lasse, dann gehört doch alles mir, oder? Dann wäre ich mehr Bill Gates als Bill Gates selbst, und könnte Microsoft übernehmen."
In der springerin mit dem Untertitel "Rip-off Culture" schreibt die kroatische Theoretikerin und Kuratorin Ana Peraica einen Text zur Problematik der Übertragung westlicher Urheberrechtsstandards auf postkommunistische Staaten.

bidoun coverUnter dem Titel "Orient zum Blättern" (taz) und "Lebenszeichen vom Nachwuchs" (FR) sind heute in beiden Zeitungen Artikel zur neuen Kunstzeitschrift "bidoun" erschienen.
Die taz erklärt, was es ist:
"Auf den ersten Blick wirkt Bidoun wie eine weitere Variante jener Lifestyle- und Kulturmagazine, die sich in Folge von Wallpaper und AD rund um den Globus verbreitet haben: ein Magazin für die sprichwörtlichen coffee table, nur eben in orientalischem Dekor. Doch für die arabische Welt ist Bidoun ein Novum. Und nicht nur für die: Das Heft erscheint vierteljährlich in den Metropolen des Nahen Ostens, in Dubai, Kairo und Beirut, es wird aber auch in New York, London, Istanbul und Deutschland vertrieben. Damit könnte Bidoun tatsächlich eine publizistische Lücke schließen." Die FR beschreibt die Inhalte:
"Soeben ist bidoun auf dem deutschen Markt erschienen. Im Editorial beschreibt die amerikanisch-iranische Gründerin Lisa Farjam, wie das Private immer stärker in den öffentlichen Raum gebracht wird. Nigar Azimi berichtet in der ersten Ausgabe etwa über einen ägyptischen Videokünstler, Vasif Kortun über neue Öffentlichkeiten der Kunstszene, Antonia Carver über eine iranische Interpretation von Big Brother im Dogma-Stil, und Porochista Khakpour porträtiert einen palästinensischen Modeschöpfer. Zu guter Letzt gibt Fatima Mernissi ihr Rezept für ein aphrodisierendes Fischgericht preis." Und in der Netzzeitung gab es schon Ende Juli ein Interview mit der in Berlin lebenden Redakteurin Alia Rayyan:
"Netzeitung: Bidoun kommentiert die Kluft zwischen den Kulturen auch dadurch, dass man es wie Arabisch von rechts nach links lesen muss. Ansonsten aber unterscheidet es sich nicht unbedingt von einem Kunstmagazin wie etwa Frieze. Lässt sich die Kluft zwischen Zentrum und Peripherie, die schließlich immer vom Zentrum definiert wird, einfach überspringen?
Rayyan: Bidoun wird nicht die Revolution bewirken, es ist ein Kunstmagazin, mehr nicht. Es will aber Stereotypisierungen durchbrechen und bestimmte Verhaltensweisen in Frage stellen. Wenn wir also ein Heft machen, das sich nicht so sehr vom britischen "Frieze" unterscheidet, dann kann es dennoch anders herum gelesen werden. Man kann Ideen mischen, wenn du A sagst, dann musst du nicht B sagen, du kannst auch A sagen und dann C. Gerade die Idee, dass ein Heft, das aus Nahost kommt, nicht so aussehen kann wie "Frieze", ist ja schon eine bestimmte Erwartung, die wir durchbrechen."

Parkett Cover

Ossian Ward ist der ehemalige Editor des Londoner Art Review Magazine und hat die Blüte der young British Art erlebt. Nun beschreibt er in der deutschen art “Die nächste Generation”. Dabei verfasst er nicht wirklich einen Überblick über die Nachfolgegeneration von Hirst, Emin oder Lucas (was auch kaum möglich wäre), sondern stellt acht Einzelpositionen vor. Acht Künstler und Künstlerinnen, die sich mehr durch ihre künstlerische Haltung als durch ihre Arbeiten für den Titel der “nächsten Generation” qualifizieren. Denn sie “betreiben lieber ehrliche Analyse, schwelgen in Weltschmerz und entwerfen düstere Bedrohungsfantasien. Cool gilt jetzt als ziemlich uncool.” Die Fotos der Künstler dominieren die Magazinseiten, aus denen sie traurig, ernst und dann doch wieder recht cool aus ihren Ateliers zu uns herausschauen. Entweder sind sie vor ihren Arbeiten positioniert oder ein kleines Foto zusätzlich auf der Seite muss diese dann dort zeigen. Ein Textblock genügt anscheinend, den jeweiligen Künstler zu porträtieren, obwohl die Grösse der Bilder in keinem Verhältnis zu der Menge (=Mangel) an Text steht.
Die acht Auserwählten sind: Die 34-Jährige Glasgowerin Kaye Donachies, Fiona Banner (38), der 38-Jährige Paul Morrison aus Liverpool, die 41-Jährige Schottin Anya Gallaccio, der Goldsmith Absolvent David Thorpe (32), Dexter Dalwoods aus Bristol (44), der 31-Jährige Nigel Cooke aus Manchester und Gary Webbs (31).
Keine jungen Wilden werden hier gezeigt. Im gleichen Alter wie die Künstler der yBA sind sie weniger Nachfolger als eine Alternative zu den sich gut auf den Kunstmarkt positionierten yBAs.

 

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